Auf all den per ungeschriebenem Gesetz gut gelaunten Radiosendern wird die Hitze bejubelt, welch schönen sonnigen Tag wir doch heute hätten. Mein Sohn wartet auf Hitzefrei, doch da kann er lange warten: in das neue Gymnasium war auch gleich eine gute Klimaanlage eingebaut worden.
Zu meiner Jugendzeit, leider nun auch schon deutlich über 30 Jahre her, war das Erreichen der 30 Grad eine Seltenheit, alles darüber (selten einmal 32 oder 33 Grad) eine Sensation. Heute dürfen wir froh sein, wenn nicht allzu oft die 35 Grad überschritten werden. Wobei es wohl schon 1983 den Hitzerekord von 40,2 Grad in der Oberpfalz gegeben hat und es angeblich sogar bereits 1892 einmal in Bamberg 38,3 Grad gehabt haben soll. Damals singuläre Ereignisse, heute allerdings gehäuft!
Wenn man aktuell den Wetterbericht am Ende des „heute-journals“ betrachtet, überkommt einen daher eine Mischung aus Faszination und Grauen beim Anblick der Vorhersage: Temperaturen um die 40 Grad wurden hier am 1. Juli gleich für drei Tage in Folge vorhergesagt.
Beim Surfen zum Thema Klimawandel stoße ich vermehrt auf Seiten, die eher von Abkühlung sprechen, davon, dass die Temperatur nicht dem Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre folge und alles nur Hysterie sei. Da fragt man sich schon, wie weit Verdrängung gehen kann. Der Nordatlantik zwischen Neufundland und Irland sei praktisch die einzige Zone weltweit, die dem globalen Erwärmungstrend zuletzt getrotzt und sich sogar abgekühlt habe, so Stefan Harmstorf vom Potsdamer Institut für Klimaforschung in seinem Blog. Global aber sei der vergangene Winter der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.
Ansonsten schmilzt in Grönland die Arktis immer schneller, so gelangt mehr Süßwasser ins Meer, wodurch der Salzgehalt verändert wird. Auch hierdurch wird die ozeanische Umwälzbewegung verändert und der Golfstrom geschwächt, worüber im März auch die SZ berichtete. Offenbar aber wird die Erwärmung über den Landmassen eine Abkühlung durch einen vielleicht sogar ganz erliegenden Golfstrom mehr als ausgleichen.
Der Klimawandel macht keine Pause, und hat sie auch nicht zu Anfang des Jahrtausends gemacht, als dies von einzelnen Forschern angenommen wurde. Doch selbst das IPCC sprach nur von natürlichen Schwankungen, und die amerikanische Wetterbehörde Noaa meinte kürzlich, dass ihre Ergebnisse nicht die Auffassung bestätigen würden, es habe eine ,Verlangsamung‘ im Anstieg der globalen Oberflächentemperaturen gegeben, so die SZ am 5. Juni. Sowohl britische als auch amerikanische Behörden bzw. Institute weisen den Mitteltemperaturen der Jahre 2014, 2010 und 2005 die ersten 3 Ränge bei den wärmsten Jahren zu.
Ich will hier gar nicht in die wissenschaftliche Klimadiskussion einsteigen, das können die Fachleute besser. Aber die Hitzerekorde der letzten Jahre stimmen mich eher skeptisch, um nicht zu sagen besorgt, was die weitere Entwicklung angeht. Derweilen schwitzen wir eifrig weiter, und hoffen inständig, dass wir auf unserer Insel der Glückseligen hier in Deutschland wie bisher von größeren Klimakatastrophen verschont bleiben. Schnell sind die letzten Stürme und Fluten verdrängt. Na ja, die nächsten werden kommen. Die Grafik hier lässt das vermuten:
In diesem Sinne: schönes (heißes) Wochenende!