Das Buch ist 2024 erschienen.
Vorträge und Lesungen dazu im November 2024,
u. a. am 4.11. um 19 Uhr in Frankfurt mit LIVE-STREAM:
https://cvbb.galatis.de/b/iod-ot8-z6a-2ng
weitere Infos: hier!
Ab 1.1.2025 erhält jede/r Bürger/in automatisch eine elektronische Patientenakte, zentral auf Servern privater Firmen im Auftrag der Krankenkassen gespeichert.
Wer das nicht will, muss aktiv (!) widersprechen.
Zum 1.1.2024 ist zudem das E-Rezept Pflicht geworden.
Warum meine Praxis
- E-Rezept,
- elektronische Krankschreibung (eAU) und die
- Befüllung der elektronischen Patientenakte (ePA) nicht anbietet, lesen Sie hier!
Die elektronische Patientenakte (ePA) gibt es eigentlich seit 01.01.2021.
Nur ca. 1,5% der Versicherten hatten sie seitdem aktiv beantragt. Das Interesse daran ist offenbar gering.
Nach im Dezember 2023 verabschiedeten Gesetzen bekommt sie 2025 nun jede/r Bürger/in automatisch (opt-out).
Verbunden damit sind
- eine Einsicht für alle Behandelnde, auch für Apotheken 3 Tage lang nach Einlesen der Karte,
- eine Befüllungspflicht für Behandelnde (!)
- eine automatisierte Ausleitung (!) aus den Praxiscomputern in die ePA sowie
- eine Weiterleitung der sensiblen Daten an ein Forschungsdatenzentrum.
Es muss jeweils einzeln aktiv widersprochen werden, wenn man es nicht wünscht.
Warum ich (und viele andere Ärzte und Psychotherapeuten) sie bisher nicht befürworten und auch nicht an die dafür erforderliche Vernetzungstechnik angeschlossen sind, können Sie unten lesen, Infos auch hier!
ePA-Kritik an zentraler Datenspeicherung und dem Technik-Zwang für Behandler
Warum die elektronische Patientenakte nicht gesünder macht
Zunächst ein Hinweis: vielfältige Beiträge (Artikel, Vorträge) zu elektronischer Patientenakte und dazu nötiger Telematikinfrastruktur finden sich hier.
Sie ist teuer (etliche Milliarden, vorwiegend an Versichertenbeiträgen, wurden bereits in die nötige Technik investiert). Sie geht an den Bedürfnissen vieler Patienten vorbei. Für ältere Menschen, viele psychisch Kranke und andere nicht-technikaffine Patienten ist sie kaum nutzbar.
Wir haben dringendere Probleme im Gesundheitswesen: Pflegenotstand, Ärztemangel, nicht lieferbare Medikamente, weiterhin die Kluft zwischen Arm und Reich, die entscheidend ist für Krank oder Gesund. Daher sollte man nicht die (sauberen) IT-Berufe noch attraktiver machen, sondern die sozialen und Pflegetätigkeiten.
Die zentrale Speicherung der hochsensiblen ePA-Daten auf Servern ist äußerst fragwürdig. Nicht nur wegen Hackern (Meldungen zu IT-Technik- und Datenpannen finden sie hier). Sondern aus vielerlei Gründen können Zugriffsmöglichkeiten nachträglich geändert werden (im Rahmen auftretender Pandemien; aus vermeintlich hehren Forschungsgründen; bei geänderten politischen Verhältnissen; etc.).
Forschung wird durch viele Daten nicht zwangsläufig besser. Gewarnt wird schon durch Fehler durch Big-Data-Forschung. Aber viele Industriezweige melden heute schon Interesse an ePA-Daten an. Für seltene Krankheiten lassen sich spezielle Regeln zur Datennutzung treffen. Aber für "Volkskrankheiten" wie Depressionen, Rückenleiden, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und vieles mehr existieren längst gute Behandlungskonzepte.
Die Daten sollen weiter in den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) fließen. Geplant hatte die EU-Kommission hierzu, dass es dagegen kein Widerspruchsrecht geben soll. Voraussichtlich wird das so nicht kommen. Dennoch wird es für PatientInnen schwer werden, hier die Verwendung ihrer Daten noch nachzuvollziehen. Zudem sind die Daten, die an Forschungsdatenzentrum und in den EHDS fließen sollen, nur pseudonymisiert - Name durch Nummer ersetzt. Das kann leicht auf den Einzelnen zurückverfolgt werden.
Was eher fehlt: mehr Zeit für eine gute Beratung von Patienten, eine bessere Honorierung sprechender Medizin, eine verstärkte Prävention (damit es erst gar nicht zu den "Volkskrankheiten" kommt). Etlichen meiner Patienten fehlt das Geld für die Zuzahlung bei den Medikamenten. Viele ältere Menschen sind einsam - für sie ist der persönliche Kontakt in der Praxis wesentlich. Teure Technik macht Medizin nicht besser - das deutsche Gesundheitswesen ist im internationalen Vergleich teuer, aber nur mittelmäßig gut.
Dazu kommen Anforderungen wie Klimawandel und Luftverschmutzung. Daran sterben vorzeitig Zigtausende Menschen in Deutschland. Weiter müssten dringend Probleme wie Pflegenotstand und Ärztemangel angegangen werden. Digitalisierung wird diese Berufsgruppen nicht ersetzen können. Zumal auch im IT-Bereich Fachkräfte fehlen!
Wir kritisieren zudem die Zwangsdigitalisierung bei dem Projekt: Niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten, die sich nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) - die erforderliche Vernetzungstechnik - anschließen, wird seit 2019 Honorar abgezogen, gegenwärtig 2,5%. Wir meinen: Gutes und Nützliches setzt sich von alleine durch. Die bisher angeschlossenen Kollegen klagen jedoch über deutlich gebremste Praxisabläufe.
Links
- Artikel von November 2023:
"Datenfluss aus der Praxis in die ePA" [Artikel als pdf] - Ein Grundsatzartikel zu dem Thema:
Kritische Betrachtung zur Einführung der Telematikinfrastruktur:
"Technik statt Gespräch – cui bono?" [Artikel als pdf] - Gesundheitsdaten in Gefahr! Das Bündnis für Datenschutz und Schweigepflicht (BfDS)
mit Kritik an TI und ePA [Zur Seite] - Pressemitteilung Freie Ärzteschaft zum Angriff auf die Schweigepflicht durch die Digitalgesetze vom 14.12.2023 [Zur Seite]
- Elektronische Gesundheitskarte: 14 Jahre, 2 Milliarden Euro - und technische Probleme [Zum Artikel]
- Hacker-Attacke auf Norwegen: Rund die Hälfte der norwegischen Bevölkerung ist von einer Cyber-Attacke auf das Gesundheitswesen betroffen. Der Geheimdienst spricht von «ausländischer Spionage» [Zum Artikel]
- Zahnärzte-Aktion Rote Karte für die TI [Zur Seite]
- Patientenrechte/Datenschutz [Zur Seite]
- Mehr eigene Artikel zur Thematik [Veröffentlichungen]
- Weitere Pressebeiträge zur Thematik [Pressespiegel]