Vortrag am Montag, 17.7.2023, um 20:00 Uhr im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn bei München
Alle Befunde immer verfügbar, weniger Doppeluntersuchungen, weniger Wechselwirkungen von Medikamenten – was gut klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Projekt zur Datenlieferung für Forschung und Industrie. Bürger sollen jetzt die elektronische Patientenakte automatisch bekommen, Ärzte und Therapeuten werden zur Befüllung verpflichtet, zum Anschluss an das Datennetz sind sie schon länger gezwungen. Forschung und Industrie sollen niedrigschwellig Zugang zu den Daten bekommen. KI könnte gleich die Arzt-Patienten-Gespräche in nutzbare Daten umwandeln und weiterleiten, so Karl Lauterbach kürzlich.
Und da wären zudem noch Datenschutz, hohe Kosten, hoher Ressourcen- und Energiebedarf. Von Nachhaltigkeit also nicht zu reden. Höchste Zeit also, Wunschdenken und Realität bei diesem Projekt näher zu betrachten. Eine Pressemitteilung zum Vortrag findet sich: hier.
Ich finde es erschreckend, wie mit kranken Bürgern umgegangen wird. Diese werden, im Gegensatz zu früher, nicht mehr behandelt, sondern nur noch verwaltet. Menschen über 60 sind nicht mehr als Wirtschaftlichkeitsfaktor anzusehen und sollen am besten gleich zum Renteneintritt „den Löffel abgeben“. Sogenannte Behandlungen erfolgen nur noch hinsichtlich kommerziellem Nutzen. Es geht schon lange nur noch darum, die zu Pflegenden abzubauen, sprich, die Lebenserwartung durch Sichtung der Krankenunterlagen zu verringern. Dies zeigt sich schon dadurch, dass MVZ usw. den Allgemeinarzt ersetzen, damit eine umfassende Behandlung nicht mehr möglich ist. Hinzu kommen ambulante Operationen, die Alleinstehende nicht bewältigen. Es ist schier endlos und es begreift keiner so recht, wie sich alles ins Negative verkehrt.